Frostharte Rosen für Standorte in Deutschland

Aufgeführt sind in der Liste Rosen, die sich in Deutschland auch unter "ungünstigeren Winter-Bedingungen" über einen längeren Zeitraum bewährt haben.

Vorbemerkung

Bei Rosen wird meist die US-amerikansiche Klimazoneneinteilung angegeben.
Deutschland gehört danach zur Zone 6, mit Ausnahme der
milderen westlichen (rheinischen) Weinbaugebiete (Zone 7).

Maßgebend für diese Zonen-Einteilung ist die mittlere Tiefsttemperatur im Winter.
Zone 6 bedeutet: zwischen -16°C und -21°C.

Zur Beurteilung von Wintertauglichkeit für die verschiedenen Gegenden Deutschlands (Standort des Gartens) ist diese Angabe bei den Rosen erfahrungsgemäß zu grob, um sich blindlings darauf verlassen zu können, dass auch im eigenen Garten die Rose zur Höchstform gedeiht. Daher werden in Rosen-Listen, -Datenbanken und Anbieter-Katalogen oft weitere Abstufungen gewählt (z. B. winterhart, frosthart, sehr frosthart).

Erläuterungen zum Begriff "ungünstigere Winterbedingungen"

Hier seien nur einige Einflüsse auf die "Frosthärte" (Wintertauglichkeit) einer Rose an ihrem speziellen Standort aufgezählt, die manchmal kumulieren und zu "unerklärlichen Überraschungen" führen:

1) Die Höhenlage (z. B. Mittelgebirge und Alpenvorland) sorgt für eine längere Winterpause, oft verbunden mit früh einsetzenden sowie späten Nachtfrösten und häufig mit mehr Schnee. Während der Schnee teils als "Frostschutzmantel" hilft, sorgt er bosonders an Nordhängen für eine später einsetzende Vegetationsperiode. Einheimische Wildrosen und auch viele historische einmalblühende Gartensorten schließen im Herbst ihr Wachstum ab und sorgen für die Ausreifung des Holzes und den Rückzug der Pflanze in ein "Überwinterungsstadium".

2) In Süddeutschland sind die stärkere Sonneneinstrahlung im Winter, sowie überraschende Wärmeeinbrüche durch Föhn eine Gafahr für die Rosen, weil sie die Pflanze aus der Winterruhe wecken oder austrocknen, wenn der Boden noch gefroren ist. Diesem Wechsel zwischen solchen Tagen und strengen Nachtfrösten lässt so manche Rose bis zum Stock (Erdanhäufelung) herunterfrieren.

3) Nach Osten zu kann Deutschland leichter von kontinentalen, kalten, trockenen Luftmassen (aus Rußland) bedeckt werden, die über einen längeren Zeitraum auch die Bodentemperaturen unter kritische Werte absenken.

4) Nach Norden und Westen zu, im Flachland, das zum Meer hin geöffnet ist, sorgen immer wieder Seewinde für eine Abmilderung und für Luft- und Bodenfeuchtigkeit.

5) Lokale Besonderheiten sind Trockenheit vom Klima her und durch den geologischen Untergrund (z. B. Kalkstein), Bodenart (z. B. Lehm, Sand, Kies, Löss) und Bodenreichtum an Humusstoffen, Kleinlebewesen, Sauerstoff und Düngung.

6) Lokal wirken sich noch aus: Staunässe, Durchlüftung (Abtrocknungsmöglichkeit), Windschutz und Nachbarschaft (relevante andere Pflanzen durch Licht- oder Wurzel-Konkurrenz oder durch Hemmstoffe, rückstrahlende Wände - Wärme und Licht).

7) Insgesamt ist auch der biografische/biologische Zustand einer Rose bzw. von Teilen des Strauches/Ramblers wichtig dafür, wie stark sich Wintereffekte auf eine Rose auswirken:

Hat die Pflanze sich über 1-2 Winter bereits an den Standort angepasst oder hat z. B. eine Containerrose noch ihren Habitus, den sie unter besseren Bedingungen erwarb? Ist die Rose schon größer, stärker (hat sie z. B. tiefe Wurzeln, ausgereifte Triebe, einen Stock mit Reserven)? Hat sie genügend relativ gesunde Zweige (finden sich im Inneren viele Schadstellen mit z. B. alten Hohlräumen durch Triebbohrer, krebsartige Wucherungen, Pilzbefall über nicht genügend abgeschottetes Totholz). Ist die Veredlungsstelle ohne größere Beeinträchtigungen in der Verbindung zur Unterlage? Hat sie Kraft verloren (z. B. durch Wildtriebe oder hat sie nur wenig neue Reservestoffe sammeln können durch Pilz- oder Schädlingsbefall an den Blättern oder durch Wurzelschäden/-schädlingen)?

8) Ererbte Frosthärte der Sorte. Generell lassen sich aus der Zugehörigkeit zu einer Rosenklasse oder aus dem Wissen über die Eltern oder über sonstige Vorfahren einer Rosensorte Prognosen ableiten. So sind die schon erwähnten einheimischen Wildrosen, ihre Hybriden und unsere "Ur-Gartenrosen" von R. alba bis R. cent. muscosa sehr frosthart. China- und Noisette-Rosen erheblich empfindlicher. Moschata-Hybriden und "Englische Rosen" beispielsweise erleben durch "ungünstigere Winter-Bedingungen" Entwicklungseinschnitte, die sie nie zu solchen stattlichen Sträuchern heranwachsen lassen, wie man sie in den häufig aus dem Englischen übersetzten Büchern sieht.

Vielfach ist auch die Frosthärte der Unterlage, auf die eine Rose veredelt wurde, der eine Rose im Garten das Überleben (zumindest bis zur Anhäufelungsstelle) in harten Wintern verdankt. Nicht immer sind die eigenen Wurzeln der beste Schutz! Erstaunlich ist andersherum, wie Rosen eigene Wurzeln und Ausläufer bilden und sich über Wurzelschäden an der Unterlage hinweg regenerieren können. Sie schaffen so selber Ersatz durch Vermehrung als Individuen, wobei sie dem Anschein nach bessere Standorte suchen.

Nicht jeder Verlust einer Rose während der Winterzeit ist dem Winterwetter bzw. der "mangelnden Frosthärte der Sorte" zuzuschreiben!

Erfahrungsaustausch

Dieser etwas längere Text spricht nur Grundsätzliches an. Jeder sollte seine ausgewählten Rosen beobachten. Sehr hilfreich hat sich der Erfahrungsaustausch in Foren erwiesen. Das Thema Rosen erzeugt in den Garten- und Pflanzenforen den größten Gesprächsbedarf. Nach Schließung des Top-Forums "Gärtnern in Deutschland" (Gardenweb Europe, s. Forenlinks) hat sich die große Gruppe der Rosenbegeisterten bei www.planten.de niedergelassen und eine "neue Heimat" gefunden. Auch im Forum von www.rareroses.de nimmt das Thema Erfahrungen mit der Frosthärte bei selteneren/unbekannteren Rosensorten einen wichtigen Platz ein! Sehr interessant ist, dass in der Foren-Community Beiträge aus allen Gebieten Deutschlands zusammengetragen und verglichen werden können, auch aus benachbarten Ländern wie Österreich, Schweiz, Belgien oder Frankreich werden Beobachtungen und Fragen zur Diskussion gestellt.

Christine Meile und Udo Karl

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